erwachsen Endlich Kabarettist

18 ALSTER-MAGAZIN NR. 04 2017 Alster Magazin: Seit einigen Jahren sind Sie Vater. Wie hat Sie Ihre Tochter verändert sowohl persönlich als auch als Entertainer? Kay Ray: Meine Tochter hat mich verführt, darüber nachzudenken, wer ich bin. Galt doch früher die Karriere als Kind, so ist es nun eine ganz fantastische Aufgabe den Kasper in das Kinderzimmer zu schicken und auf der Bühne erwachsener zu sein. Wo man früher über mich sagte: Der ist ja süß! höre ich heute oft: verrückter Typ! Ihnen selbst als bisexuellem Mann wurde die Vaterschaft erfreulicherweise nicht verwehrt; viele homosexuelle Paare haben da weniger Glück. Was meinen Sie, warum schafft es Deutschland im Gegensatz zur restlichen zivilisierten Welt nicht, Homosexuellen gleiche Rechte einzuräumen? Es ist der fehlende Mut. Dabei geht es nicht einmal um den ehrenwerten Mut, sich in eine tolerantere Zukunft zu begeben, sondern die niedere Form. Nicht mutig genug zu sein aus Angst, Wählerstimmen zu verlieren. In Ihren Shows setzen Sie sich seit Jahren mit den Themen Toleranz, Provokation, Offenheit und Sexualität auseinander. Ärgert es Sie, dass aktuell auf der Welt allenthalben wieder Bewegungen Zulauf haben, die sich Intoleranz, Rückständigkeit und Abgrenzung auf die Fahnen schreiben? Finden Sie, Endlich erwachsen? Der Kabarettist Kay Ray tritt mit seinem neuen Programm in Alma Hoppes Lustspielhaus in Eppendorf auf. Das Alster Magazin sprach mit ihm über Mut, Metamorphosen und wie ihn seine Tochter verändert hat. Fo to : A nn e de W ol f ALSTER MAGAZIN LOCAL P EOPLE Lässt jetzt als Vater nach eigenen Angaben den Kasper auch mal im Kinderzimmer: Kay Ray. Wir verlosen 3x2 Karten für die Vorstellung von Kay Ray in Alma Hoppes Lustspielhaus am 15. April um 20 Uhr! Einfach Mail mit Betreff YOLO! an c.luscheralster-net. de oder Karte ans Alster Magazin, Barkhausenweg 11, 22339 Hamburg. Wer nicht gewinnt, Karten gibts auch direkt beim Lustspielhaus unter Tel. 555 6 555 6 und vvkalmahoppe.de VERLOSUNG dass Entertainer wie Sie mit ihrer Kunst etwas gegen derartige Mentalitäten tun können? Ich bin offen genug, um das Meinungsspektrum als Ganzes sehen zu können. Ich möchte als Entertainer zum Nachdenken anregen. Gegen jemanden etwas zu tun oder zu sein widerstrebt mir. Ich mache mich lieber verständlich und versuche zu verstehen. Da ist es wieder: das so oft gepriesene Miteinander. Ihr aktuelles Programm heißt YOLO you only live once. Was erwartet Ihr Publikum bei Alma Hoppe? Zunächst einmal Spaß. Ich habe zwar versucht mit YOLO erwachsener zu werden, jedoch den Spaß als Arbeitsmittel für diese Metamorphose benutzt. Ich habe mit meiner Band Musik geschrieben, präsentiere also einige eigene Songs neben Gecovertem. Ich versuche mir auf der Bühne die Welt zu erklären. Da gibt es viele Fragen: Sind Merkel und Trump Außerirdische? Ist dann die Bundesraute ein Programmierfehler und wird für die Invasion der Berliner Flughafen gebaut? Warum sollen Schwule und Lesben heiraten? Die können doch gar nichts miteinander anfangen. Wenn ein Alkoholiker sein Bier zum Bierchen macht, warum machen wir die Elbphilharmonie zur Elphi? Warum holte der liebe Gott in letzter Zeit die guten Musiker zu sich und lässt den Müll hier unten? Kommt die Apokalypse? Christian Luscher