Leiden Single-Hochburg Exklusiv

MAGAZIN 10 ALSTER-MAGAZIN NR. 6 2018 Leiden in der Single-Hochburg Insbesondere in den hippen Stadtteilen rund um die Alster leben die meisten Singles. Oftmals parallel zu dem Wunsch, in einer glücklichen Partnerschaft zu leben. Was geht da schief? Das ALSTER MAGAZIN sprach mit dem Eppendorfer Sexualtherapeuten und Psychologen Dr. Peter Haass. A LSTER MAGAZIN: Hamburgs elegante Stadtteile um die Alster gelten als Single-Hochburgen in Deutschland. Sind die Menschen freiwillige ein-sam? Dr. Peter Haass: Natürlich wenn Sie Singles fra- gen. Ich erlebe sie durchweg als Illusionisten. Singles loben ihr freies Leben nach dem Motto Endlich kann ich mal das tun, was ich möchte und brauche keine Rücksicht zu nehmen. Sich einsam zu fühlen, darf man/frau doch nicht zugeben. Das würde ja Schwäche bedeuten, und das ist in einer Gesellschaft, in der es um Optimierung und Starksein geht, absolut uncool. Oder haben Sie schon mal einen Single getroffen, der sagt: Single-sein ist schiet!? Es ist auffällig, dass die Partner-Agenturen offenbar ein riesiges Potential in diesem Single Markt erkennen. Ist es so, dass viele Singles gerne jemanden kennenlernen würden und das online versuchen? Diese Datingportale florieren meiner Ansicht nach, weil die Suche dort so schön anonym ist und man/frau sich nach der Profiler - stellung zunächst nicht weiter einbringen muß. Dabei verstärken diese Datingportale noch die Illusion der Singles. Sie suggerieren ihnen nämlich: wir servieren dir den optimierten Partner. Kommt es dann zu einem Treffen, stellt man/frau oft fest, dass Optimie - rung keine Schmetterlinge im Bauch fliegen lässt. In unserer scheinbar perfektionierten Welt soll auch der Partner perfekt sein und passen. Da die Toleranzgrenzen niedrig sind sind viele Beziehungen nur von kurzer Dauer. Und wieder ist man gemeinsam einsam. Welchen Rat kön- nen Sie diesen Menschen geben? Ich glaube, ein Grundfehler der Geschlechter ist, dass niemand Partnerschaft und Liebe gelernt hat. Beziehungen sind damit ein permanentes trial and error; d.h. man fummelt sich so durch und trennt sich wieder in der (illusionären) Hoffnung: beim nächsten Mann / der nächsten Frau wird alles besser! Mein Rat kann des - halb nur lauten: lernt mehr über euch selbst, entwickelt euch wei - ter, hinterfragt euer Verhalten und das des Partners und werdet zu Frauen- bzw. Männerverstehern. Die Kritik an den sogenannten sozialen Netzwerken wird immer deutlicher. Hier entstehen virtuelle Scheinwelten die zur persönlichen Vereinsamung beitragen. Haben die Men- schen verlernt, sich in der realen Welt, mit vielen Kompro- missen zurechtzufinden? Hach, die sozialen Netzwerke sind ja deshalb so schön, weil man sich darin so toll selbst bespiegeln kann und narzisstischen Nei- Exklusiv für ALSTER-MAGAZIN Leserinnen und Leser: Jeden Sonnabend berät Sie Dr. Haass von 21-23 Uhr telefonisch (kostenlos für Sie). Schicken Sie dafür eine Mail an liebendgernposteo.de (bitte mit Namen, Geschlecht und Alter), und Sie erhalten die Nummer für Ihren Anruf. (Bitte haben Sie aber Verständnis, dass Herr Haass aus zeitlichen Gründen möglicherweise nicht mit allen Interessenten sprechen kann.) gungen frönen kann. Sieh doch mal, wie toll ich bin signali- sieren dort alle. Weil das reale Leben als trist empfunden wird, bedeuten facebook und Co. einfach Balsam für die einsame Seele. Man entflieht der realen Welt, taucht ab in eine virtuelle Welt und befriedigt sich so. Und das kann zur Sucht werden. Der Hamburger Wohnungsmarkt ist angespannt, weil viele Menschen nicht mehr in der Lage sind, gut und glücklich in Partnerschaften zu leben. Man wohnt auch gemeinsam ein- sam. Was ist jenen Menschen zu raten, die gerne in einer Partnerschaft leben würden? Illusionen über Bord werfen und Realist werden. Der Traumprinz, die Traumfrau und die ewige, immerfort helllodernde Liebe sind keine Realität. Etwas mehr Bescheidenheit täte uns allen gut. Ich empfehle manchmal Klienten, sich doch einfach mal vor den Spie - gel zu stellen und sich zu fragen, was von einem Partner eigent- lich erwartet/gefordert werden darf und was man selbst bereit ist, zu geben. Das hat sich oft als hilfreich erwiesen. Eine letzte Frage. Was ist Ihre Erfahrung Dr. Haass, verändert sich die Persönlichkeit von Menschen, die über längere Zeit als Single leben? Ja, diese Gefahr ist groß, und dazu gibt es viel zu sagen. Sin- gle-sein strapaziert die psycho-physische Gesundheit. Wer nicht mehr in den Arm genommen wird, verliert das Gefühl von Nähe und Zärtlichkeit, und wer keinen Sex mehr hat, die Lust an der Sache. Das kann bis zur Entwicklung einer Depression gehen Zum Schluss machen es sich beide Geschlechter nur noch selbst mit Porno, Masturbatoren, dem neuen Womanizer oder Abre - aktion an Puppen in einem damit ausgestatteten Puff. Eine schöne neue Sexwelt, vor der mir graust. ALSTER L O C A L P E O P L E Vielfacher Misserfolg: Partner- schaften