Merkel schon vergessen

12 ALSTER-MAGAZIN NR. 10 2021 L O C A L P E O P L E ALSTER MAGAZIN Die Auszählung der Stimmen hat nun vier mittelgroße Parteien als Er- gebnis. Das zentrale Mega-Thema Klimawandel hat nur so lala gezogen. Trotzdem mit gebührenfinanzierter Verstärkung versucht wurde, den Deutschen glauben zu machen, sie könnten tatsächlich das Welt-Klima retten obwohl sie mit nur 1,7 Prozent daran beteiligt sind. Und das sei auch ganz einfach: Sie müssen nur an der richtigen Stelle ihr Kreuz machen. Einige Weltenretter-Inszenierungen wurden bewusst noch am Freitag vor der Wahl aufgeführt, um mit ihnen wirkungsvoll die Nachrichtensendungen aufzumachen. Auf den Fridays for Future- Demos konnten wir junge Klimakämpferinnen mit Schildern wie STOPP SUV bestaunen. Offenbar haben ihre Eltern und Lehrer ohne SUVs ganze Arbeit geleistet, allerdings vergessen, dass aktuell fast acht Milliarden Menschen mit ihren 60 Milliarden Haus- und Nutztieren auch CO2 emittieren. Die geschürte Wut auf SUVs und Kreuzfahrer ist nur zu verstehen, wenn wir den deutschen Faktor Sozialneid in die Formel integrieren. Übrigens, hier das Kampagnen-Ergebnis: Von 61,2 Millionen Wahlberechtigten haben sagenhafte 54,2 Millionen nicht die GRÜNEN gewählt (Zweitstimmenergebnis). Am Sonntag Abend hat sich dann mancher die Augen gerieben. Völlig anders als erwartet haben sich nicht einmal die jungen Wähler zwischen 18 und 23 Jahren mehrheitlich für die grüne Sozialneid-Partei entschieden. Offenbar nur jene, die hinter Luisa Neubauer herliefen. Begeistert von einer anderen Gesellschaft, mit noch mehr Umverteilung und dem Klimawandel nur als Speerspitze. Die Mehrheit der Erstwähler hat sich für die FDP entschieden! Hoppla? Zukunft ja, aber der Umbau in eine sozial-ökologisch gleichgeschal - tete, staatsdirigistische Neidgesellschaft nein! Auch sie wollen raus aus den bleiernen Merkel-Jahren. Aber anders. Der medial-gepuschte Annalena Baerbock-Hype grün-verliebter Medienleute ging gründlich schief. Martin Schulz wird sich erinnern, wie schnell ein Schiff sinken kann. Es reichte nicht, zu behaupten, ich werde Kanzlerin, auch wenn man voll die sympathisch-feminine Ausstrahlung hat. Auch das hochgejazzte Endzeiten-Szenario Ahrtal hat offenbar nicht überall beeindruckt. Besonders wenig den großen Evolutionsbiologen und Wissenschaftshistoriker Prof. Dr. Matthias Glaubrecht (siehe Seite 24). Er beschreibt als Wissenschaftler eine viel dramatischere Entwicklung: Das erschreckende Artensterben, dass durch die Entwicklung und rasante Ausbreitung des Menschen verursacht ist. Gegen inzwischen acht Milliarden Menschen schaff - ten bis heute nur 500 Berggorillas zu überleben. 60 Prozent aller Säugetiere, Vögel, Fische und Reptilien sind bereits ausgerottet, sie schafften es nicht mehr. Wussten die jungen FDP-Erstwähler, dass Klima gar nicht das wichtigste Überlebensthema ist? Sie wollen ein - mal Besserverdiener werden nicht als Kämpfer für immer höhere Transferleistungen sondern durch Leistung, Mut und Engagement. Nun geht es an die Koalitionsverhandlungen. Eine junge Zitrus- Truppe will einen neuen Weg gehen und kein monatelanges Gezerre um 200 Seiten Absichtserklärungen. Haben sie bereits eingespeist, dass alle massgeblichen Ereignisse, die unsere Gesellschaft in den letzten Jahren dramatisch beeinflusst haben, nie in irgendeinem Ko - alitionsvertrag verhandelt wurden? Man hat sie nicht mal im Ansatz vorausgesehen: Die Finanzkrise 2008, das Erdbeben vor Fukushima, eine willkürliche Grenzöffnung für Millionen Migranten, den Brexit, die Trump-Wahl, eine weltweite Corona-Pandemie oder die plötzliche Machtübernahme der Taliban in Afghanistan. Ein Rückblick auf das Gezerre um den Koalitionsvertrag der letzten Groko und ihrer zu der Zeit müden Kanzlerin zeigt deutlich, es ist unnütz mehr verhandelt als erreicht worden. Wie die Kesselflicker hatte man sich um Steuerpolitik gezofft: Wen der etwas Besserverdienenden könnte man noch schröpfen. Doch ausgerechnet an die GAFAM, die Big Five US-amerikanischen Tech-Giganten Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft, haben sich Regierung und Finanzminister nie herangetraut. Alle zusammen legten ein sagenhaftes Wachstum gerade in der Corona- Krise hin und zahlen fast keine Steuern. Ich habe es einmal auf - addiert: Sie hatten 2020 zusammen eine Marktkapitalisierung von sagenhaften 5 Billionen (5.000.000.000 000,-) US-Dollar. Wenn diese Unternehmen hier die gleichen Steuern zahlen müssten wie der gern bejammerte Einzelhändler an der Ecke, wäre der Bundeshaushalt im Plus. Doch Finanzminister Olaf Scholz versagte und schob das Problem zynisch auf Europa. Verkommen auch die bevorstehenden Koalitionsverhandlungen wieder zu zahllosen Erbsenzählertreffen? Man möchte ihnen zurufen: Schaut auf die großen Themen und in Sachen Finanzen haltet den Scholz daraus. Er hat die Tilgung der aufgelaufenen Corona-Schulden bis ins Jahr 2058 (!) vertagt. Dann lebt der vermutlich gar nicht mehr Noch ein Blick sei erlaubt auf die CDU: Sie steht, das musste auch der Hamburger Christoph Ploß spüren, vor einem Scherbenhaufen optimistischer ausgedrückt, vor einem Neuanfang. Und wer ist verantwortlich für all das, was in 16 Jahren versäumt und jetzt ganz dringend angegangen werden muss? Angela Merkel. Doch über die redet schon keiner mehr ...und Merkel ist schon vergessen EIN ESSAY VON WOLFGANG E. BUSS Eine tief gespaltene Gesellschaft hat sich einen neuen Bundestag gewählt mit der Tendenz links. Eine Gesellschaft, die zu großen Teilen nicht mehr am Brutto-Sozialprodukt arbeitet, sondern ihr Geld bequem vom Staat bezieht. Mehr als ein Drittel der Volkswirtschaft, die sogenannte Sozialstaatsquote, geht direkt an zahllose Leistungsempfänger . Und da liegt es nahe, diese immer noch ein bisschen auszuweiten. Für jene Kreise ist links der Mitte immer die richtige Wahl.