Schein Sein KINOTIPP

8 ALSTER-MAGAZIN NR. 10 2021 ALSTER MAGAZIN L O C A L P E O P L E Bald im Kino und schon mit diversen Filmpreisen auge- zeichnet: Borga Kojo träumt von einem Leben in Deutschland. Von der Müllkippe in Accra ins ferne Europa nach Mannheim . Für den Ghanaer Kojo wird ein Traum wahr, als sich für ihn die Gelegenheit bietet. Dann muss er aber erkennen, dass das Leben als Borga, der im Ausland zu Reichtum gekommen ist, nur ein Trugbild ist. Ende Oktober kommt diese Story ins Kino, das ALSTER MAGAZIN hat den Film vorab gesehen. Borga haben es geschafft! Sie sind Ghanaer im Ausland, sind wohlhabend und fröhnen einem exzessiven Lebensstil. Zumindest wollen sie das ihren Landsleuten weismachen. Lassen sich entsprechend fotografieren und schicken den Beweis in die Heimat. So entsteht dort die Vorstellung, dass im fernen Europa der große Reichtum lockt. Das entspricht aber selten so der Realität. In seinem Spielfilmdebüt Borga widmet sich Regisseur York-Fabian Raabe dem Thema auf ganz neue Weise und folgt den Spuren zweier Brüder, die ganz unterschiedliche Wege einschlagen. Während der eine in Ghana bleibt, wird der andere ein Borga. Kojo (Eugene Boateng) und Kofi (Jude Arnold Kurankyi) wachsen beide im Umfeld der Elektroschrottdeponie Agbogbloshie in Ghanas Hauptstadt Accra auf und verdingen sich als Gehilfen ihres Vaters (Adjetey Anang), für den sie mittels Feuer wertvolle Materialien aus dem westlichen Wohlstandsmüll buchstäblich herausbrennen. Eigentlich ist ihr Weg vorgezeichnet, doch dann lernt Kojo einen Borga (Elikem Kumordzie) kennen, der die meiste Zeit über in Deutschland lebt. Diese Begegnung weckt in ihm Sehnsüchte, nach einem anderen, einem besseren Leben. Zehn Jahre später bietet sich ihm die Chance, diesen Traum in die Wirklichkeit umzusetzen. Doch in Deutschland folgt das bittere Erwachen. Zugleich aber geht er seinen Weg weiter auch wenn dies bedeutet, dass er dafür aller Welt und vor allem seiner Familie etwas vorspielen muss. Und schließlich ist da noch Lina (Christiane Paul), die er in Mannheim kennenlernt. Und auch ihr gegenüber hält er an seiner Rolle fest, bis schließlich die Kulisse in sich zusammenbricht. Man merkt dem Film an, dass York-Fabian Raabe sich erstaunlich gut in dem ghanaischen Setting auskennt, in dem Borga über weite Strecken spielt. Das liegt unter anderem daran, dass Raabe vor diesem Film, seinem Langfilmdebüt, bereits zweimal filmisch in dem westafrikanischen Land unterwegs war. 2013 drehte er seinen Kurzfilm Zwischen Himmel und Erde. 2015 folgte Sodoms Kinder, eine dokumentarische Arbeit, die zwei Kinder begleitet, die nahe der Elektroschrottdeponie Agbogbloshie leben jenem Ort also, der auch in Borga eine wichtige Rolle spielt. Raabe selbst bezeichnet Sodoms Kinder als wichtige Inspiration für sein Spielfilmdebüt und vieles weist darauf hin, dass bei aller dramaturgischer Verdichtung und Verknappung und dem deutlich sichtbaren Wunsch nach großen und überwältigenden Bildern auch das selbst Gesehene und Erfahrene ein wichtiger Ansporn war. Und so kann man die Authentizität vor allem in den Szenen in Ghana förmlich mit den Händen greifen. Borga fasziniert und weitet den Blick. Kinostart ist am 28. Oktober 2021. ns Zwischen und Schein Sein KINOTIPP von Nina Steinhilber Kojo ( Eugene Boa- teng) verliebt sich in Lina (Christiane Paul). Nach und nach wird er zum Borga, einem reichen Geschäftsmann. Kojo und sein älterer Bruder Kofi wachsen in Ghana auf. Fo to s: ea st e nd fi lm st ut tg ar t