Karriere- Helfer MAGAZIN

ALSTERTAL MAGAZIN | 31 Mein Name ist Ulrich Hoffmann. Ich schreibe Bücher. Von Haus aus bin ich Journalist. Und daran hat Wolfgang Buss einen wichtigen Anteil. 1985, ich war in der 10. Klasse, schrieb ich mit einem Freund zusammen eine Schülerzeitung. Wir sprachen bei Geschäften in der Gegend vor und verkauften Anzeigen. Eines Tages klingelte ich auch bei der Dorfzeitung. Vielleicht würde ja auch deren Besitzer uns für 25 Mark eine Achtelseite abkaufen. Das tat er nicht. Stattdessen musterte Wolfgang Buss mich von oben bis unten, und fragte: Eine Anzeige nehme ich nicht. Aber du könntest für uns schreiben, wenn du möchtest. Ich zuckte mit den Achseln. Warum nicht? Und lieferte ein paar Tage später meinen ersten Artikel die Zweitauswertung eines Textes für unsere Schülerzeitung über ein bevorstehendes Konzert im Philemon- Gemeindezentrum. Wolfgangs damalige Chefredakteurin druckte den Text. Als ich das nächste Mal vorbeikam, sagte er: So, nun kannst du auch deine Rech- nung schreiben. Ich schaute ihn mit großen Bambi-Augen an. Rechnung schreiben? Sie werden lachen. Ihre Kinder wollen wahrscheinlich alle was mit Medien werden. Aber ich wusste damals noch nicht einmal, dass es den Beruf des Journalisten gab! Rechnung schreiben ... Nun hatte ich also auf einmal die Möglichkeit, zu tun, was mir gefiel zu schreiben und bekam dafür auch noch Geld! Super! Parallel riet mir die Berufsberatung des Arbeitsamtes übrigens: Machen Sie bloß ja nichts mit Sprache. Aber dafür war es schon zu spät. Ich schrieb und schrieb: Kaninchenzüchterausstellungen in der Pausenhalle, dichtende Lehrer, Neueröffnungen von Friseurgeschäften. Das war kein investigativer Journalismus, aber ich lernte das Handwerk, saß am Wochenende in der Redaktion, schaute beim Klebeumbruch zu ... das war mein Start. Wolfgangs Entscheidung, damals in der Tür, beeinflusste mein Abitur ich wählte als Prüfungsthema Die Sprache Karriere- des Nachrichtenmagazins Der Spiegel und alle weiteren berufli- chen Schritte. Ich absolvierte ein Praktikum bei der Bild, wurde ohne Volontariat als Redakteur von Cinema eingestellt und wurde wenig später Textchef in der Entwicklungsredaktion der Gala. Stilistisch begleiten mich aus 30 Jahren in diesem Berufsfeld nur zwei Sätze. Die Chefredakteurin einer Architekturzeitschrift, die sich gegen die belangslose Formulierung Das Kissen passt perfekt zum Sofa wehrte mit dem donnernden Ruf: Perfekt ist nur Gott! Und Wolfgang, den ich einmal von einem Schulfreund aus anrief wir sprechen ja über eine Zeit vor Internet, vor Handy, vor Anrufbeantwor- ter um zu sagen, dass ich einen Termin nicht wahrnehmen könne: Montags kann ich immer nicht, erklärte ich. 15, wohlgemerkt. Darauf Wolfgang: Nie. Montags kannst du nie. Recht hatte er. Damals konnte ich montags nie, weil ich Volleyballtraining hatte. Volleyball spiele ich immer noch, und zwar inzwischen don- nerstags. Insofern kann ich zwar inzwischen donnerstags immer nicht also: nie außer heute. Und ich freue mich sehr, hier sein zu können. Manche von Ihnen kennen vielleicht Wolf Schneider, den ehemaligen Leiter der Gruner & Jahr Journalistenschule. Er schrieb Deutsch für Profis, immer noch ein Standardwerk für angehende Journalisten. Er hat zahllose Talente entdeckt und Ihnen den Weg gewiesen. So wie Wolfgang Buss mir sagte: Montags kannst du nie, stammt von Schnei- der der Satz: Ein Elefant ist ein Elefant und kein Rüsseltier. Wolfgang Buss war mein Wolf Schneider, und dafür danke ich ihm sehr herzlich. Ohne ihn wäre ich heute nicht, wo ich bin. Wortwörtlich und ganz grundsätzlich. Vielen Dank, Wolfgang. MAGAZIN Helfer Bestseller-Autor Ulrich Hoffmann