kleiner Funke Manchmal

32 | ALSTERTAL MAGAZIN MAGAZIN Das Stück um Streit und Lebenslügen lief schon erfo lgreich Anfang des Jahres in Winterhude: Jodie Ahlborn (w ird durch Sina-Maria Gerhardt ersetzt), Konstantin Graudus, Michael Lott, Benjamin Utzerath (liegend) und Vivien Mahler (v .l.). Die Komödie Winterhuder Fährhaus zeigt in ihrer Reihe KONTRASTE vom 4.11.2016-27.2.2017 im kleinen Saal die Komödie Der Vorname von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière (Wiederaufnahme). Thema: Freundschaft, Lebenslügen und Versöhnung. Karten für 27 Euro gibt es unter Tel. 480 680 80. Infos: komoedie-hamburg.de Manchmal reicht ein kleiner Funke Die Poppenbüttler Regisseurin Meike Harten inszeniert in Winterhude mit Der Vorname ein Theaterstück, bei dem ein gemütlicher Abend unter Freunden und Verwandten zur Farce wird. Er eskaliert, weil einer der Anwesenden behauptet, seinen Sohn Adolphe zu nennen Alstertal Magazin: Der Name Adolphe suggeriert bei dem Titel des Stücks Der Vorname , dass der Nationalsozialis- mus thematisiert wird. Inwiefern wird er das? Meike Harten: In erster Linie wird er das gar nicht er ist nur Mittel zum Zweck. Die Autoren haben geschickt ein Tabuthema gewählt, um einen Streit vom Zaun zu brechen. Das klappt gut, weil Vincent, nach dem Namen seines ungeborenen Sohnes gefragt, spontan Adolphe sagt. Damit wird er seinen Freund, einen Litera- turprofessor, provozieren. Das weiß er, und es gelingt sofort. Was ist dann die Botschaft des Stückes? Dass notwendige Kompromisse und Arrangements zwischen engen Freunden und Verwandten ohne die ein gesellschaftliches Zusam- menleben kaum möglich ist auch mal hinterfragt werden sollten. Denn wir glauben zwar Menschen wie Geschwister oder den be- sten Freund in und auswendig zu kennen, weil man über Jahre sehr vertraut miteinander ist, aber stimmt das auch? Wir können nicht immer alles wissen oder wollen es auch gar nicht. Weil nämlich Freundschaft ein Balanceakt ist, zwischen verschweigen, wissent- lich übersehen und ärgerrunterschlucken. Manchmal reicht ein klei- ner Funke aus, um einen Brand zu entfachen alles gerät außer Kon- trolle. Das passiert im Stück und führt zu skurrilen Streitigkeiten. Eigentlich sollte man sich unter Freunden doch besonders ehrlich und gut streiten können. Ja, aber wenn man ehrlich ist, ist das ja gar nicht so einfach. Denn wir sind nun mal alles Menschen und Menschen haben Macken und Fehler. Deswegen gehört zu einer engen Freundschaft Toleranz, die bedingt, den anderen so zu nehmen wie er ist. Dabei mutet man sich manchmal allerdings zu viel zu und schluckt Ärger runter, statt mal Dinge zu klären. Genau darum geht es im Stück, alle Beteiligten haben viel zu lange viel zu viel runtergeschluckt. Was hat Sie an dem Stück gereizt? Dass die Menschen auf der Bühne mehr als nur Freunde sind, weil sie sich so lange kennen und ihr Umgang miteinander für sie eine Selbstverständlichkeit ist. Umso intensiver wird dann der Streit be- züglich Grenzen und Rücksichtnahme. Das gefällt mir, genau wie die Tatsache, dass jeder Zuschauer ähnliche Probleme kennen wird. Das Identifikationspotential ist sehr hoch. Was nimmt der Zuschauer mit nach Hause? Erst mal des Erlebnis eines belustigenden Theaterstücks. Aber si- cherlich auch Gedanken an den eigenen Freundeskreis und die An- regung vielleicht mal drei Schritte zurückzugehen, um diese Men- schen, mit denen man eng verbunden ist, dann neu zu betrachten. Dabei wird man möglicherweise entdecken, dass der nicht ganz dem Bild entspricht, das man sich über die Jahre gemacht hat. kw Fo to : O liv er F a nt its ch Regisseurin Meike Harten