Extremwetter faszinierend gefährlich

Alstertal Magazin: Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Buch zusammen mit deinem 14-jährigen Sohn zu schreiben? Frank Böttcher: Da sind ein paar Zufälle zusammen gekommen. Jonathan ist auf dem Sprung zum Erwachsenen und ich hatte das Gefühl, dass er Spaß an einem echten Projekt haben könnte, von dem auch etwas die Zeit überdauert. Gleichzeitig traf ich nach vielen Jahren einen Klassenkammeraden wieder: Peter Tamm jr. Er ist nicht nur für das Maritime Museum verantwortlich, sondern auch Inhaber einiger Verlage. Als ich ihm vorschlug, dass Buch mit Jonathan zusammen zu schreiben, war er sofort begeistert. Sein Sohn ist im gleichen Alter und er konnte meine Motivation eines Vater-Sohn-Projektes sehr gut verstehen. Wie groß war Jonathans Einfluss? Sehr groß. Wir haben gemeinsam die Kapitel und Themen erarbeitet, recherchiert, Layout abgestimmt und die Dialoge geschrieben. Wenn ich doch mal aus Versehen einen Fachbegriff verwendet habe, dann hat er gleich gesagt: Papa, das müssen wir verständlicher sagen. Was war die Intention? Wir wollten zeigen, dass extremes Wetter unglaublich spannend ist. Zwischen der Faszination und der Gefahr liegen oft nur wenige Sekunden oder wenige Meter. Dieses Spannungs- feld begleitet uns vom Anbeginn der Menschheit. Wir erklären Phänomene, von denen der eine oder andere noch nie gehört oder gelesen hat. Wir berichten von Ereignissen, die Menschen mit und in extremen Wette- rereignissen erlebt haben. Aber wir zeigen auch, wie Natur und Mensch sich an extreme Bedingungen anpassen kann. Gleichzeitig bietet das Buch die bisher vollständigste Übersicht aller Wetterrekorde weltweit. Welche der Wetterphänomene beein- drucken dich am meisten? Oh, das sind viele. Eistsunamis sind unglaubliche Ereignisse. Sie ent- stehen, wenn das Eis großer See aufbricht und starker Wind die Eismasse an flachen Ufern bis zu 100 Meter landeinwärts schiebt. Oder die wandernden Steine am heißesten Ort der Erde. Nur die Kraft des Wetters lässt durch eine Kombination von Regen, Frost und Wind gewaltige Steine bis zu 25 Meter am Tag über die Ebene wandern. Sehr beeindruckend ist auch eine Luftmasse, in der man ertrinken kann. Es gibt sie in einer mexikanischen Höhle, in der es die größten Kristalle der Erde gibt. Die Luft ist dort so heiß und feucht, dass man bei einem zu langen Aufenthalt nur durch das Einatmen der Luft ertrinken kann. Extremwetter ist faszinierend und gefährlich zugleich! Der Saseler Frank Böttcher ist nicht nur TV-Wetterfrosch , sondern auch Extremwetter- Klimaexperte und Buchautor . Gerade ist sein neuestes Werk erfolgreich gestartet. Thema: Extremwetter und Rekorde. Besonderheit: Er hat es zusammen mit seinem Sohn Jonathan geschrieben! Wir befragten ihn zu Rekorden und zum Klimawandel. Inwieweit spielt der Klimawandel eine Rolle sieht man ihn im Buch? Das Buch ist kein erhobener Zeigefinger, sondern eine unterhaltsame Abenteuerreise, die die faszinierende und gefährliche Wirklichkeit des extremen Wetters zeigt. In den Vorträgen kommt das Thema Klimawandel aber vor. Das bette ich die Ereignisse und ihre Verän- derungen in den größeren Kontext des Klimawandels ein. Welche Rekorde werden durch den Klimawandel noch gestei- gert werden? Vor allem Hitzerekorde werden häufiger auftreten. Wir sehen, dass die Hitzewellen auch in Hamburg zugenommen haben. Der April ist in den letzten dreißig Jahren ganz erheblich trockener geworden. Längere Trockenphasen sind übrigens bei uns gleichzeitig einer Zunahme an Starkregenereignissen zu beobachten. Das sind bereits Effekte des Klimawandels, die sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch verstärken werden. Es überrascht, dass einige Rekorde alt sind, etwa der höchste Jahres- und höchste Monatsniederschlag? Beide Zahlen stammen aus dem Jahr 1861 aus Indien! Wie kommt es, die Meere werden doch jetzt wärmer und geben mehr Feuchtigkeit ab. Mich beruhigt es ja, dass es noch Rekorde gibt, die alt sind. Ex- treme Ereignisse sind einfach selten. Wäre alle Rekorde neueren Datums, dann müsste am viele mehr als nur beunruhigt sein. Cherapunji liegt im Nordosten Indiens. Hier hat es schon 1861 Wetterstationen gegeben, die die britische Besatzung betrieben hat. Der Regenrekord ist dort sehr glaubwürdig, weil die Bri- ten mit Wetterdaten sehr akribisch umgegangen sind. Bei andere Rekorde ist das nicht der Fall und so hat die Welt-Meteorologische-Organisation (WMO) zahleiche Rekorde nicht mehr führt. Ein Hitzere- kord aus Nordafrika gehört dazu. Gerade bei alten Werten muss man genau schauen, mit welchen Instrumenten wurden die Werte ermittelt. Die aufgelisteten Rekorde bringen uns zum Staunen können wir Menschen daraus auch etwas lernen? Diese Rekorde können einen schon Ehrfurcht und Demut lehren. Sie zeigen, wie schnell sich das Wetter gegen unsere Existenz wenden kann und wie wenig wir dem wirklichen entgegen setzten können. Andererseits stek- ken in den Naturgewalten auch gewaltige Energieressourcen, die wir uns als nachhaltige Energiequelle schon beginnen, zu Nutze zu machen. Beim Wetter sehen wir Dinge, die überall in unserem Alltag von Bedeutung sind. MAGAZIN 30 | ALSTERTAL MAGAZIN Haben sich zusammen auf die Suche nach Klimarekorden und Geschichten rund um das Wetter gemacht: Frank und Jonathan Böttcher. B ö ttc he r