Digitalisierung unseren Schulen

26 | ALSTERTAL MAGAZIN MAGAZIN Digitalisierung an unseren Schulen? N ach langer schulpädagogischer Schockstarre hat nun auch in Hamburg digitales Lernen Einzug gehalten. Die Stadt geht plötzlich völlig neue Wege beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Bildungssenator Ties Rabe hat aktuell eine Toolbox mit passenden Unterstützungsangeboten sowie Hintergrundmaterial mit Forschungsergebnissen und Trends vorgestellt. Das digital.learning.lab geht mit den ersten 60 digitalen Unter- richtsbausteinen in den Praxisbetrieb. Entwickelt wurde die Plattform von der Technische Universität Hamburg (TUHH), der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) und der Joachim Herz Stiftung. 30 Hamburger Lehrkräfte entwickelten die ersten offen verfügbaren Unterrichtseinheiten. Senator Rabe: Unser Ziel ist es, dass in jedem Unterrichtsfach digitale Medien wie Smartphone oder Laptop genau- so selbstverständlich eingesetzt werden wie Arbeitsheft, Schulbuch und Stift. Digitale Medien sollen Bücher und Hefte nicht ersetzen, sondern ergänzen. Die 60 Unterrichtsbausteine wurden von 30 Hamburger Lehrkräften aus Stadtteilschulen und Gymnasien in den letzten fünf Monaten entwickelt. Sie bieten praxisgerechte Ideen und erprobte Unterrichtsmaterialien für den Einsatz digitaler Medien im Unterricht in allen Fächer an den weiterführenden Schulen. Experten aus der Schulbehörde und dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) haben die inhaltliche Qualität dieser Unterrichtsbausteine geprüft. Die einzelnen Unterrichtsbausteine lassen sich nach Unterrichtsfach oder Jahrgangsstufe auswählen und beinhalten die Kompetenzen für ein Leben in der digitalen Welt. Anlage und Umfang dieser Best Practice Sammlung sind deutschlandweit einmalig. Hamburg gilt in diesem Bereich als Vorreiter. Senator Rabe: Digitale Medien können das Lernen intensivieren und verbessern und bereiten die Schüler auf die digitale Welt in Hochschule, Ausbildung und Beruf vor. Der Zugang in das digital.learning.lab ist öffentlich und steht damit nicht nur Lehrkräften aus Hamburg offen. Ulrich Müller, Vorstand der Joachim Herz Stiftung: Das digital. learning.lab ist eine sehr konkrete und praktische Bereicherung für den Schulunterricht. Wir hoffen, dass die Bausteine bald genauso selbstverständlich für den Unterricht verwendet werden wie heute das Schulbuch oder Arbeitsblätter. Eine interne Abfrage der Schulbehörde hat ergeben, dass es derzeit an Hamburgs Schulen etwa 30.000 Computer für die Schülerinnen und Schüler gibt. Rechnerisch teilen sich 5,4 Schülerinnen und Schüler ein Gerät. Im Bundesdurchschnitt müssen sich dagegen 11,5 Schüler ein Gerät teilen. Seit 2014 hat die Schulbehörde zudem die Zahl der WLAN-Access-Points an Hamburger Schulen um knapp 70 Prozent von 1.062 (2014) auf 1.759 (2018) gesteigert. Ziel ist es, WLAN in jedem Unterrichtsraum zu ermöglichen. Eine schnelle Internetanbindung ist bereits erreicht: Alle staatlichen Hamburger Schulen sind an das Glasfasernetz der Stadt angebunden. Jeder Kassenraum besitzt zudem einen Netzwerkanschluss. Das ist bundesweit einzigartig. Doch aktuell gibt es nicht einmal ausreichende WLAN-Anbindung in jedem Unterrichtsraum. Nach Auskunft von Wilmar Diepgrond, Vorsitzender des Verbands der Bildungsmedien, liegt der Umsatzanteil 40 Jahre Bildungsnotstand, ideologischer und häufig sinnloser Streit über die richtige Schule sowie viele fatale Irrtümer und leere Versprechungen. In den letzten Dekaden ist es den Schulen gelungen, aus Generationen neugieriger Schüler eine Gesellschaft exzessiven Konsumverhaltens und gesellschaftlich-politischer Gleichgültigkeit zu formen. Ergebnis: Planet, Klima und Zukunft sind versaut. Schülern scheint nur der Instagram-Account mit vielen Follower noch wichtig zu sein. Neurowissenschaftler und Bildungsexperten schlagen seit Jahren die Hände über dem Kopf zusammen. Der Umgang von Schülern mit Digitalisierung wurde profitorientierten Plattformbetreibern überlassen. Struktur des digital.learning.lab. So will Hamburg seine Lehrkräfte bei der Entwicklung von Unterricht mit digitalen Medien unterstützen. der digitalen Bildungsmedien in Deutschland nur bei fünf Prozent, in Dänemark dagegen bei mehr als 50 Prozent. Das kleine Estland hat bereits heute 100 Prozent bei der WLAN-Anbindung in Klassenräu- men erreicht. Ein Zahl, die viele deutsche Eltern und Bildungswis- senschaftler zusammenschrecken lässt. Wir koppeln unsere Schüler quasi von der Zukunft ab, so eine Alstertaler Lehrerin. Besondere Enttäuschung herrscht gegenüber den jeweiligen Wahlversprechen der vergangenen Jahrzehnte. Mit großem Pathos wurde jeweils verspro- chen, insbesondere in Bildung investieren zu wollen. Nach der Wahl war dann alles vergessen oder von vorneherein gelogen. Die tiefe Vertrauenskrise gegenüber der Politik wurde damit weiter verstärkt.