Welten bauen Poppenbütteler

48 | ALSTERTAL MAGAZIN Welten bauen POPPENBÜTTEL Die Poppenbütteler Sängerin JÆDE ist zu einer festen Größe der Hamburger Musikwelt geworden. Mittlerweile produziert sie sogar andere Künstler. Wir sprachen mit ihr über Alben, Inspirationen und Träume . Alstertal Magazin: Sie bringen Ihre Songs eher einzeln heraus, sagten sogar einmal, das Album als solches sei nicht mehr zeitgemäß. Warum? JÆDE: Verstehen Sie mich nicht falsch, das Album hat seinen Stellenwert nicht umsonst. Es ermöglicht dem Künstler seine eigene, momentane, Welt zu kreieren und mit ihm eine Epoche in seinem künstlerischen Leben. Für junge Künstler, gerade in meinem Genre, tun sich nun aber in unserer heutigen Zeit immer mehr Umstände auf, die an das Album für sich zweifeln lassen. Jedenfalls für den Moment. Zum einen ist da das Konsumverhalten der Zuhörer. Spotify. YouTube und Co. haben unseren Art Musik zu hören derartig verändert, dass wir als Künstler darauf angewiesen sind in regelmäßigen Abständen (am besten monat- lich) neue Musik zu releasen. Und das bestenfalls auch jedesmal mit passendem Musikvideo. Ein Album zu produzieren dauert natürlich länger als einen Monat. Und ist ziemlich kostspielig. Ich sehe das aber nicht unbedingt negativ. Ich genieße es mir um jeden Song eine neue Welt zu bauen, mir Konzepte für Sounddesign und das Musikvideo zu überlegen und mich immer wieder neu zu erfinden. Sie sind bekannt für Ihre persönlichen Liedtexte. Im Text zu Moon Child geht es ums Älterwerden, Verabschieden von alten Träumen. Ist der Song an jemanden gerichtet? Der Song entstand tatsächlich mit dem Gedanken an eine alte Freundin. Vor mir spielten sich Szenen aus unserer frühen Jugend wie ein Film ab. Spätsommernächte, unsere Gespräche, Geheimnisse, Träume. Und ich fragte mich, was sie wohl jetzt macht. Ob sie ihren Träumen nach- gegangen ist, ob sie neue geträumt und gelebt hat. Dann kam mir eine Melodie in den Sinn, ich setzte mich ans Klavier und kurz darauf war der Song fertig. Erst später merkte ich, dass ich mit ihm auch wieder einen Teil in mir angesprochen hatte. Wissen Sie, es ist mir wichtig, dieses Leben zu leben. Ich brauche die Freiheit meine Arbeitswelt so zu gestalten, wie ich mich gerade fühle. Und ich brauche die Musik. Also habe ich mir ein Leben aufgebaut, in dem ich jeden Tag etwas mit Musik machen kann. Aber selbst in diesem Beruf kommt es ab und an vor, dass du in eine Art Trott verfällst. Sich ein Alltag einschleicht und dir die Inspirationen nimmt. Und dann ist es Zeit für was Neues. Sie singen nicht nur, sondern produzieren auch, zuletzt für die Hamburger Sängerin Honning. Wie kam es dazu? Wie das kam, frag ich mich auch manchmal! Honning war meine erste Musikproduktion für einen anderen Künstler. Was eine sehr interessante Erfahrung war, da es das erste Mal nicht um meinen Song ging, nicht meine Stimme im Vordergrund stand und ich noch keine Soundwelt im Ohr hatte. Also bekam ich eine Demo mit einer Stimme und ein paar Instrumenten. Davon blieb am Ende nur die Stimme übrig und ich ging volles Risiko ein, indem ich einfach das machte, was ich da fühlte und hörte. Und es hat geklappt. Irgendwie hat alles gepasst und alle haben es gefeiert. Und am wichtigsten, die Sängerin selbst, Honning, hat es gefeiert, gefühlt und geliebt. Mehr kann ich mir nicht wünschen. Momentan bin ich an verschiedenen anderen Projekten dran und es macht mich einfach extrem Spaß. Ich kann in diversen Genres arbeiten, von Pop über Urban und HipHop bis hin zu Electro ist alles dabei. Und die Künstler schätzen es, mal eine Frau hinter den Tasten zu haben. Warum? Weibliche Produzenten sind leider Mangelware. Ich frage mich echt, wieso. Dass ich ein wenig Ahnung von Gesang und Texten hab, wird auch dankend angenommen. Denn es macht einiges aus, wenn die Person auf der anderen Seite des Studios dir sagen kann, wie du deine Stimme technisch anpassen kannst, um den Song aufs nächste Level zu bringen, anstatt einfach nur Probier mal mehr sexy zu klingen zu plappern. Der nächste Release steht Ende November/Anfang Dezember an. Was wird es sein, worum geht es? GMMY. Diese vier Buchstaben verrate ich schon mal. cl Mehr zu JÆDE gibts auf www.heyjaede. com , unter heyjae de (Instagram & Youtub e), auf Spotify und Apple M usic sowie auf facebook .com/ heyjaede Liebt es, sich immer wieder neu zu erfinden: JÆDE aus Poppenbüttel. Fo to : M a xi m ili a n Te b b er t / S ho ot er z