lügen Tasche Umweltberater

26 | ALSTERTAL MAGAZIN Wir lügen uns in die Tasche Am 7. Februar gibt Umweltberater Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg im Sasel-Haus Einblicke in die bedenkliche Welt der Kunststoffnutzung und deren Folgen. Wir haben vorab mit ihm über die Probleme und mögliche Lösungsansätze gesprochen. Alstertal-Magazin: In den vergangenen Jahren hat sich im Um- weltbewusstsein der Deutschen viel getan. Würden Sie trotzdem noch sagen, dass wir ein Müllproblem haben? Tristan Jorde: Wir haben sogar ein sehr großes Müllproblem in Deutsch- land, da die Müllmengen nicht weniger werden. Zwar ist das Umwelt- bewusstsein der Deutschen sehr hoch, die Bereitschaft, gewisse Dinge auch umzusetzen, allerdings nicht. Da lügen wir uns quasi selbst in die Tasche. Inwiefern? Nehmen wir beispielsweise die Mülltrennung, die nur am Rande etwas mit Ökologie zu hat. Eigentlich geht es darum, Müll zu vermeiden, statt ihn in möglichst viele Fraktionen zu trennen. Schon gar nicht, wenn die einzelnen Fraktionen im Anschluss nicht anständig wiederwertet werden können. Wir sprechen hier von einem der Ur-Irrtümer der Mülltrennung, die sich flächendeckend durchgesetzt haben. Der Mythos, dass am Ende doch alles auf einem Haufen landet, hält sich generell hartnäckig. Völliger Quatsch oder berechtigte Annahme? Die gut recyclebaren Fraktionen, also Glas, Papier und Bio, werden gut und sinnvoll getrennt. Beim sogenannten Gelben Sack, der oft sehr verunreinigt ist, wird zwar auch nicht alles zusammengeworfen, allerdings kann es passieren, dass der Müll erst durch ganz Deutschland getourt wird, um in diversen Aufbereitungsanlagen, Schreddern und Sortieranlagen bearbeitet zu werden. In der Folge wird dann oft ein großer Teil als Brennbare Fraktion abgetrennt und verbrannt. Hierbei kann man sich durchaus die Frage stellen, ob sich der Aufwand im Hinblick auf das magere Recycling-Ergebnis überhaupt lohnt. Wäre eine noch kleinteiligere Mülltrennung denn die bessere Alternative? Nein, das wäre schlicht unzumutbar. Die Lösung dieses Problems kann nicht darin liegen, dass wir noch mehr Fraktionen trennen, sondern darin, dass die Materialien, die wir entsorgen müssen, stärker vereinheitlicht werden. Zuallererst geht es allerdings um eine effektivere Reduktion des Verpackungsmülls, die wiederum primär durch die Förderung von Mehrwegsystemen erreicht werden kann. Das Dramatische daran ist die Tatsache, dass der Anteil an Mehrwegverpackungen seit Inkraft- treten der Verpackungsverordnung nicht gestiegen, sondern weiter stark gesunken ist. In welchen Bereichen ist der Verpackungsmüll denn ein besonders großes Problem? Hier sind vor allem die Getränkepackungen ein entscheidender Sektor. Vor dem Inkrafttreten der Verpackungsverordnung lag dort der Anteil an Mehrwegverpackungen zwischen 95 und 80 Prozent. Inzwischen liegen wir bei 30 bis 40 Prozent. Ein wich- tiger Schritt wäre eine Verordnung, die eine hohe Mehrwegquote verpflichtend vorschreibt. jb Bewusstsein gut, Umsetzung mangelhaft: Müllberge sind nach wie vor ein Problem. MAGAZIN Tristan Jorde hält neben seiner Tätigkeit als Umweltberater regelmäßig Vorträge und Seminare zum Thema ab. Mit seinem Vortrag Plastik & Verpackungen - Der ganz normale Wahnsinn kommt Tristan Jorde am 7. Februar ins Sasel-Haus. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Tickets gibt es an der Abendkasse für 3 Euro. Weitere Informationen unter www.sasel-haus.de VORTRAG IM SASEL-HAUS V ZH H H a m b ur g