mitten Klimawandel Norden

30 | ALSTERTAL MAGAZIN Der Norden steckt mitten im Klimawandel! Das sagte der Saseler Extremwetter-Experte Frank Böttcher vor drei Jahren anlässlich des Pariser Klimaabkommens. Im Dezember 2018 wurde auf der Weltklimakonferenz in Polen über die Umsetzung des Abkommens verhandelt. Darüber haben wir mit Böttcher gesprochen. Und über die Auswirkungen für das Alstertal und die Walddörfer . Alstertal Magazin: Ziel ist es laut BMU gewesen, ein Signal für just transition, für den gerechten Übergang in eine klimaneutrale Welt, zu senden. Ist das gelungen? Frank Böttcher: Wie das bei Signalen oft so ist: Es bedarf nicht nur der erfolgreichen Versendung, sondern auch eines bereitwilligen Empfängers, der dann auch noch zur Umsetzung schreitet. Und da hapert es nach wie vor. Es fehlt uns nicht an Erkenntnis, sondern an der Bereitschaft, sehr tief verankerte Strukturen aufzubrechen. Welche sind den die wichtigsten, die aufgebrochen werden müssten? Am wichtigsten wäre es, dass Produkte, die der Umwelt schaden, immer teurer sein müssten, als solche, die für den Planeten und damit uns Menschen besser sind. Der Schadensfaktor sollte den Produkten im Preis zugeschlagen werden und die gewonnenen Mehreinnahmen sollten schonenderen Produkten im Preis zugute kommen. Da der Mensch stark dazu neigt, das jeweils günstige Produkt zu wählen, macht es überhaupt keinen Sinn, Menschen davon überzeugen zu wollen, aus einem Schutzgedanken heraus ein teureres Produkt zu wählen. Das funktioniert bei einer kleinen Gruppe von Menschen, die wahlweise wohlhabend oder bei dem Thema Nachhaltigkeit stark motiviert sind. Die breite Masse an Menschen handelt zugunsten des günstigeren Preises und damit im Moment entgegen der Schutzziele. Hier muss die Politik handeln. Deutschland erhielt in Polen den Preis Fossil des Tages. Eine Aktion des Climate Action Networks (CAN), mit der medienwirksam und mit Ironie auf Verfehlungen beim Klimaschutz aufmerksam gemacht werden soll. Zu Recht? Was läuft bei uns schief? Da gibt es so einiges. Den eben genannten Kern einer notwendigen Veränderung über die Preisstruktur geht Deutschland nicht an. Wir zielen auf Elektromobilität, obgleich die Rohstoffe dafür nicht aus - reichen und unter den schlimmsten Bedingungen abgebaut werden, die wir uns nur vorstellen können. Längst hätte Deutschland in der strategischen Ausrichtung auf den Wasserstoff setzen sollen. Die aufkommende Idee, durch Verbote regeln zu wollen, führt in der Gesellschaft zu Gegen- und Trotzreaktionen. Das ruft dann zudem Populisten auf den Plan, die zwar noch viel weniger in der Lage sind, Lösungen zu finden, dafür aber große Fähigkeiten in der Zerstörung haben. Wir müssen endlich an der Kern heran: Produkte, die besser für den Planeten sind, müssen günstiger sein als solche, die auf Kosten aller eine höhere Schadenswirkung haben. MAGAZIN Fortsetzung S. 32 Das Wetter ist seine Berufung: Frank Böttcher, Meteorologe, NDR Wetterexperte und GF des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation. Fo to : B er th o ld F a b ric iu s