Gefährdeter Lebensra Schlüsselrolle

30 | ALSTERTAL MAGAZIN Gefährdeter Lebensra Der Gedanke an Moorgebiete lässt uns immer noch erschaudern, dabei nehmen sie eine Schlüsselrolle in Zeiten des Klimawandels ein. Anfang Februar hat der NABU Hamburg deshalb das Moor in den Mittelpunkt einer Aktionswoche gestellt. Ein unterschätztes Ökosystem unter der Lupe. Die Liste an Phänomenen, die mehr von Klischees und Mythen, als von belastbaren Fakten leben, ist lang. Auch wenn in der Zwischenzeit längt Gegenteiliges bewiesen wurde, eilt ihnen nur allzu oft noch ihr Ruf voraus. Zu finden ist auf dieser Liste auch das Moor. Das Bild vom dunklen Gewässer, das hin und wieder sogar orientierungslosen Wanderern zum Verhängnis geworden sein soll, die später als Moorleichen wieder auftauchten, ist selbst heute noch omnipräsent. Dabei liegt die Entste- hung solcher Sagen schon mehr als 300 Jahre zurück. Die Menschen sind damals auf eine solche Landschaft gestoßen, wo weder Bäume wuchsen noch Ackerbau möglich war, ohne zu wissen, woran das genau liegen könnte, erklärt Moorschutz-Referentin Anne Ostwald vom NABU Hamburg im Gespräch mit unserem Magazin. Anfang Februar lud der Naturschutzbund im Rahmen einer erstmalig stattfindenden Moor-Aktionswoche zu Seminaren, Führungen und Workshops rund um das Thema Moor ein, um die Bedeutung des sensiblen Ökosystems stärker in das Bewusstsein der Menschen zu rücken. Bei den Moorleichen, so Ostwald, handelte es sich meist um jahr - tausendealte Körper, die bewusst in den Mooren beerdigt wurden. Dem Mythos vom Moor als Todesfalle zieht die Diplom-Biologin somit den Zahn: Bei einem Moor geht es nicht um Treibsand, so schnell versinkt man darin nicht. Dass Moorleichen im Laufe der letzten Jahrhunderte überhaupt entdeckt wurden, hängt in erster Linie mit dem verhängnisvollen Umgang der Menschen mit den Feuchtgebieten zusammen. Denn um MAGAZIN die Flächen land- und forstwirtschaftlich nutzen zu können, legte man die Gebiete in der Vergangenheit reihenweise trocken. In Deutschland schrumpfte die Moorfläche, die zusammengenommen einst so groß war wie das Bundesland Sachsen, so auf die Fläche von Bremen mit beträchtlichen Folgen für das Klima. Fungieren Moore in feuchtem Zustand als Kohlenstoffspeicher, geben sie in Folge ihrer Entwässerung umso mehr Treibhausgase ab. Weltweit bedecken Moore rund drei Prozent der Landesfläche, speichern dabei aber ein Drittel des orga - nischen Kohlenstoffs, weiß Moorschutz-Referentin Ostwald. Das ist mehr als alle Wälder und Regenwälder dieser Welt zusammen. Was erst einmal erfreulich klingt, zeigt in Wirklichkeit das gesamte Dilemma der nicht enden wollenden Entwässerungen auf. Besonders deutlich wird dies an Mecklenburg-Vorpommern, dem moorreichsten Bundesland der Republik. Statt Kohlenstoff zu binden, stellen die dor - tigen, trockengelegten Moorflächen nämlichen den größten Erzeuger von Treibhausgasen dar. Noch heute werden in Deutschland täglich Moore entwässert, wodurch die hochkomplexen Ökosysteme vom potenziellen Klimaschützer zum Klimasünder werden. In Hamburg, wo fast überall kleinere und größere Moorflächen entdeckt werden können, gestaltet sich die Lage ähnlich. Auch hier befindet sich nur noch ein Bruchteil der Moorgebiete, die etwa 2,7 Prozent der Gesamtfläche Hamburgs ausmachen, in seinem ursprüngli - chen Zustand. Grund zu Hoffnung gibt es trotzdem: Im auf der Grenze zu Schleswig-Holstein liegenden Wittmoor beispielsweise, wurden Fortsetzung auf Seite 32 Moorlandschaften wie hier im Duvenstedter Brook sind meistens ein Mosaik aus verschiedenen Lebensräumen. Fo to : A . W ie rm a nn