Bewegungsmangel neue Rauchen

GESUNDHEITSRATGEBER ALSTERTAL MAGAZIN | 79 E s ist ein bisschen absurd. Da strebt unsere Gesellschaft ständig nach Selbstoptimierung zum Frühstück gibts Superfood, tagsüber arbeiten wir mit Teamgeist und Ehrgeiz an unserer Karriere und mit Glück gehts abends noch kurz im Studio aufs Laufband. Gleichzeitig bringen wir uns jeden Tag um ein gutes Stück Gesundheit und Lebensfreude. Jeder weiß, dass wir uns zu wenig bewegen, sagt Privatdozent Dr. Gerian Grönefeld, Chefarzt der Kardiologie der Asklepios Klinik Barmbek. Der Supermarkt liefert die Lebens- mittel direkt bis zur Wohnungstür, Fahrstühle bringen uns in die Höhe und für ein Filmerlebnis brauchen wir nicht einmal mehr die Couch zu verlassen. Kurzum: In unserem Alltag fehlt die Bewegung und das mit teils fatalen Konsequenzen für Herz und Kreislauf, für die Gelenke, für die Muskeln und nicht zuletzt für die Seele. Denn Aktivität wirkt sich auf den kompletten Organismus aus, selbst die kognitiven Fähigkeiten werden gestärkt, ganz zu schweigen von den Glückshormonen, die ausgeschüttet werden und der sozialen Komponente, wer Sport in Gesellschaft macht. Aktuelle Studien legen sogar nahe, dass Bewegung vor De- menz schützen kann. Und das zu erreichen muss man nicht etwa zum Marathonläufer werden. Es sind die Alltagsbewegungen, die bereits einen enormen Benefit bringen. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass schon vier Stunden Bewegung in der Woche einen Nutzen für die Gesundheit bringen, andere nennen nur 115 Minuten Bewegung oder 75 Minuten Sport pro Woche. Die lassen sich locker in den Alltag integrieren Treppe statt Fahrstuhl, kleine Spazierrunde in der Mittagspause und wenns Das Leben kann so schön bequem sein. Dabei halten uns selbst kleinste Alltagsbewegungen fit an Körper und Geist. Im Umkehrschluss: Bewegungsmangel ist ein erhebliches Gesundheitsrisiko. schon nicht das Fahrrad zur Arbeit ist, dann doch wenigstens das Auto etwas weiter wegparken oder eine Station früher aus Bus oder Bahn steigen. Für den gewissen Motivationsschub können Schrittzähler sorgen, die auf vielen Smartphones als App installiert sind. 8.000 bis 10.000 Schritte sollten es täglich schon sein. Der Körper ist gnadenlos konsequent: Was nicht gebraucht wird, wird abgebaut, sagt der Kardiologe Dr. Grönefeld. Das geschieht schon nach wenigen Tagen. Und das gilt eben nicht nur für die Herz- und Lungenfunk- tion sowie die Gefäßelastizität sondern auch für Muskeln, Knochen, Fasern und Gelenke, denn die brauchen ebenfalls Bewegung, um zu funktionieren. Und auch die lassen sich ganz leicht trainieren: Um den Körper zu dehnen, tägliche Gebrauchs- gegenstände immer schön oben in den Schränken verstauen, damit man sich recken und strecken muss, für die Beweg- lichkeit den Wäschekorb fürs Aufhängen auf den Boden stellen, um sich für jedes Teil bücken zu müssen und für ein starkes Kreuz beim Heben die Kraft aus dem Rücken und nicht wie lange propagiert aus den Beinen holen. Überhaupt ist Schonen, selbst wenn es mal zwickt und zwackt, das Falsche. Kein Wunder, dass Bewegungsmangel bereits als Gesundheits- risiko angesehen wird, der die Lebenserwartung im gleichen Maße wie Rauchen und Fettleibigkeit senkt. Auch wenn das nicht bedeutet, dass, wer sich bewegt, hemmungslos Kalorien in sich reinstopfen sollte und schon gar nicht guten Gewissens rauchen kann. Schließlich hat nicht jeder die Konstitution von Altkanzler Helmut Schmidt, der trotz seines reichlichen Nikotinkonsums knapp 97 Jahre alt wurde. Dr. Gerian Grönefeld, Chefarzt der Kardiologie der Asklepios Klinik Barmbek Bewegungsmangel ist das neue Rauchen Der Körper ist gnadenlos konsequent: Was nicht gebraucht wird, wird abgebaut!