WELTBÜRGER Ihre Auszeit

ALSTERTAL MAGAZIN | 27 MAGAZIN belohnen oder bestrafen. Ein scharfes Zensursystem hält die Presse, das Internet und die sozialen Medien auf Linie. Die Autokraten und Diktatoren vieler Länder interessieren sich heute bereits brennend für die chinesische Überwachungs- und Unterdrückungstechnolo- gie, wie sie vor allem in Xinjiang die muslimischen Uiguren einem Kontrollsystem unterwirft, das ihre Kultur auszulöschen droht. Am Prinzip der Menschenrechte chinesischer Prägung wird das Regime nicht rütteln lassen, und es weiß sich dabei dem Augenschein nach der Zustimmung durch die Mehrheit seiner Bürger sicher. Aktuell gibt es massive Proteste in Hongkong den Demons- trierenden wie der Regierung ist symbolische Rolle dieser Auseinandersetzung für China sehr wohl bewusst. Wie schätzen Sie die Lage ein? Welche Auswirkungen könnten die Proteste haben? Hongkong wurde nach anderthalb Jahrzehnten der Verhandlungen zwischen London und Peking von der britischen Kolonialmacht 1997 an die Volksrepublik China übergeben. Die Grundlage war das Prinzip ein Land, zwei Systeme. Bis 2047, fünfzig Jahre also nach der Übergabe, sollte es dabei bleiben. In jüngster Zeit hat Peking allerdings die Freiheiten der Hongkonger immer schärfer beschnitten, was die heftigen Unruhen der letzten Wochen auslöste. Noch versucht das kommunistische Regime, den Aufruhr durch Druck, Desinformation und die Androhung militärischer Gewalt zu bändigen. Gäbe es den Befehl zum Einmarsch und zur gewaltsamen Niederschlagung der Protestanten und Demonstranten, würde das Verhältnis zwischen China und dem Westen weit stärker untermi- niert als nach der Niederknüppelung der Studentenbewegung auf dem Tiananmen-Platz. Im letzten Jahrhundert gab der Westen die globalen Spielre- geln vor, jetzt ändert sich das. Dabei ist der Westen Europa untereinander und mit den USA so zerstritten wie lange nicht mehr. (Wie) kann man verhindern, dass sich der Wes- ten sich von seiner globalen Führungsrolle verabschiedet? Von einer Einheit des Westens kann keine Rede mehr sein, seit Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten ist. Ob sich die alte Welt- und Verteidigungsgemeinschaft nach seinem Abtreten wieder herstellen lässt, ist eine offene Frage. Europas Aufgabe müsste es sein, die transatlantische Einheit und Handlungsfähigkeit aufs Neue zu festigen. Eine Garantie gibt es jedoch nicht, dass dies nach Trump gelingen wird. Vielleicht haben wir uns doch schon weit auseinandergelebt. Sie gelten als Weltbürger, haben Ihren Lebensmittelpunkt allerdings seit vielen Jahren im beschaulichen Volksdorf. Wie kam es dazu? Was gefällt Ihnen an den Walddörfern? Ich bin im Jahre 1970 aus Hummelsbüttel, wo ich mein erstes Haus gebaut hatte, nach Volksdorf übersiedelt. Die alten Bau- ernhöfe in Hummelsbüttel verschwanden damals einer nach dem anderen, die Kühe an meinem Zaun ließen sich nicht mehr blicken und auf der gegenüberliegenden Straßenseite zog die SAGA vielstöckige Sozialwohnungsbauten in die Höhe. Ich wollte aber wieder ins Grüne und zog deswegen nach Volksdorf, wo nicht nur das schöne Dorfzentrum und das Museumsdorf für ein angenehmes Lebensgefühl sorgten, sondern ich auch täglich frühmorgens meine sechs bis acht Kilometer durch Wald, Wiesen und Felder laufen konnte. 040 480 680 80 www.komoedie-hamburg.de Fotos: M. Petersohn, P. Albandopulos, S. Henn, D. Bader, A. Ovaska, A. Stingl, C. Gonz, E. Sumischewskaja, R. Münzer, C. Barz, T. Grünholz, M. Bothor Ihre Auszeit vom Alltag VOLKSDORFER WELTBÜRGER Fortsetzung von Seite 25 Von einer Einheit des Westens kann keine Rede mehr sein, seit Donald Trump Präsident ist.