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18 | ALSTERTAL MAGAZIN MAGAZIN Verwerfliche Bequemlichkeit Auch ich lebe mit meiner Familie in einem eleganten Außenbezirk des Alstertals und habe lange Jahre Arbeitsweg, Kindergarten, Schule, Freizeitaktivitäten und sichere Heimwege meiner Kinder verkehrstechnisch und zeitlich praktikabel managen müssen. Und tatsächlich gehören wir auch noch zu jenen vielen Familien, in denen (mittlerweile) mehrere Autos zum Haushalt gehören, die sich aber dennoch zur Bewältigung dieser Logistik mit HVV-Dauerkarten beschäftigt haben. Gelegentlich nehme ich für meinen 9 km langen Arbeitsweg in Richtung Innenstadt, ebenso wie der Autor in seinem Selbstexperiment, sogar mein Fahrrad. Aber für mich ist das kein Höllenritt unter Lebensgefahr, sondern eine sportliche Herausforderung zum Wohle meiner Fitness und vor allem der Umwelt. Und die vielen Radfahrer, denen ich auf diesem Weg morgens und abends begegne, scheinen das ähnlich zu sehen, denn so viele Menschen und Kollegen (die teils noch weitere Wege radeln) können doch nicht alle lebensmüde sein, oder doch? Ihr Wunsch nach Bequemlichkeit, die Ihr schönes Auto bietet, ist zwar nachvollziehbar, aber aus heutiger Sicht sehr wohl verwerflich. In Zeiten von Erderwärmung, Klimakrise und extremer Umwelt-/ Luftverschmutzung sollte sich mittlerweile jeder angesprochen fühlen und sich nicht zu schade sein, seine Komfortzone kritisch zu hinterfragen. Große, elegante, vielleicht ein bisschen protzige Autos und insbesondere SUVs sind nun einmal bekanntermaßen bauartbedingt Spritfresser und CO2-Emissionsschleudern, die in dieser Form selten und innerstädtisch meist gar nicht benötigt werden. Ein Auto stinkt im Übrigen nicht weniger nach Abgasen als ein HVV- Pöstchenschacherei? Ich stand selbst im Dialog mit Fr. Edel von Bezirksamt Wands- bek bezügl. der aktuellen Gleichzeitigkeit, Poppenbüttel nahezu dicht zu machen mit umkreisenden Baustellen, einschließlich Segeberger Ch., wenn man in Ri. Norderstedt muss/möchte. Der Wahnsinn zur Zeit ist weiträumig am Poppenbütteler Markt zu erleben (erneute Baustelle). Umleitung kostet aus Ri Nor- derstedt z.B. am Freitag um 14 Uhr = 30 min Stau für 3 Km natürlich auch für Busse! Dann die neue Veloroute 5 hier im Heegbarg. Welch sinnvoller (?) Luxus auf 600 m, noch dazu als ausgebautes Stückwerk. Muss natürlich alles (jetzt) sein. Das der Zuzug nach Hamburg, veränderte Parkplatzordnung (ver- suchen sie mal durch die Wesselstraat zu fahren) Folgen hat, wurde gerne auch von der SPD ausgeblendet. Und das wir in Corona-Zeiten empfindliche Menschen haben, die die mangelhafte Tragedisziplin von Masken in Bus & Bahn (gibt ja auch keine Busgelder als Konsequenz) abstoßend finden, wird erst recht ignoriert. Folge: Volle Straßen selbst in der Ferienzeit, relativ leere Busse & Bahn! Geht wohl nicht besser in HH. Liegt das auch an fehlender grüner Kompetenz (ref. Ernennung Justizsenatorin), Hauptsache gelungene m/w/d Pöstchenscha- cherei? Klar, alles nur Polemik von einem 66 (m) jährigen. Dieter Zimmermann Wenn auch Sie uns schreiben möchten, gerne per Mail an redaktionalster-net.de oder per Post an die Verlagsadresse Aus Platzgründen behalten wir uns vor, Leserbriefe zu kürzen. Grüne Welle Sehr geehrter Herr Buss, schade, dass Sie der Politik in HH vorwerfen, ideologie- behaftete Verkehrspolitik zu betreiben. Ihr Artikel ist aber zumindest auch von einer Ideologie behaftet, nämlich: Vorrang dem KfZ. Das, was Sie ausdrücken wollen, hatten wir ja nun bereits jahrzehntelang. Deutschland- und auch Hamburg- hinken wieder einmal hinter einer Entwicklung hinterher. Wieso schaffen es andere Länder, einen Wech- sel in der Verkehrspolitik zu erreichen (Kopenhagen)? Auch dort ging das nicht von heute auf morgen. Aber es wurde konsequent verfahren. Oder die Niederlande: Auch dort ist das Wetter nicht immer schön, aber Fahrradfahrer können sich dort sicher fühlen, weil der KfZ-Verkehr Rück- sicht nehmen muss. Sie haben recht, was Baustellen oder Verkehrsplanung in HH betrifft. Auch ich kritisiere seit Jahren, dass offensicht- lich in der Stadt zuletzt vor 30 Jahren Ampeln aufeinander abgestimmt wurden. Erinnern Sie sich vielleicht noch an die Grüne Welle in den 60er/70er Jahren. Gäbe es diese heute noch, wäre viel für die Umwelt getan. Aber man verlässt sich auf sog. intelligente Ampeln, die aber nur zu Bruchteilen installiert wurden. Es hilft, glaube ich, nicht, irgendein Verkehrsmittel zu ver- teufeln, aber neue Konzepte müssen ausprobiert werden, da wir sonst stehenbleiben und andere uns überholen. Wozu müssen die Leute in der Stadt beispielsweise mit SUVs fahren? Das kann doch nicht die Zukunft sein! Zuletzt vielleicht noch eine Bemerkung: Die Wirtschaft wird immer etwas auszusetzen haben. Beweise fehlen immer (Wie war das gleich noch mit den Fußgängerzo- nen? Umsatzrückgänge wurden vorhergesagt, das Gegen- teil trat aber ein. Rauchverbot s.o.) Heiko Hedrich Bus, allerdings mit dem großen Unterschied, dass im Bus deutlich mehr Menschen befördert werden. Vielleicht sei dem Autor auf diesem Wege noch erläutert, dass der HVV seit 2018 nur noch Dieselbusse der Euro-V bzw. Euro-VI-Norm im Einsatz und längst mit dem Umtausch in emissionsfreie Fahrzeuge begonnen hat. Kann vor dem Hintergrund der vielen Dieselskandale die Umweltbilanz der Autos aus den schönen Randbezirken da mithalten? Sie beklagen mit Recht das (noch) mangelnde oder nicht flächendeckende Angebot an echten Alternativen zum eigenen Auto. Aber gibt es Ihnen damit das Recht, auf Ihre Gewohnheiten und Ihren erworbenen Status zu bestehen und Versuche der Politik, klimatechnisch etwas zu bewegen, schon im Grundsatz abzulehnen? Das Angebot im Alstertal ist sicher nicht zu vergleichen mit citynahen Möglichkeiten, aber es wird Stück für Stück immer besser. Anstatt sich über das fehlende Stadtrad in Duvenstedt zu monieren, hätten Sie ja auch das eigene Fahrrad zur nächsten U-Bahn-Station nehmen können, das Sie im Idealfall vielleicht sogar mit in die Bahn hätten nehmen dürfen, um dann vom Hauptbahnhof zum Büro zu radeln. Wo ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Weg So viel Borniertheit des Autors macht mich traurig und auch ein Stück weit fassungslos. Schade, dass der Klimawandel in manchen Köpfen scheinbar immer noch nicht angekommen ist. Das zitierte Wahlergebnis des Alstertals hätte dem Autor eigentlich zu denken geben müssen. Ich freue mich jedenfalls über die vielen Andersdenkenden, die sich den Spruch von Mahatma Gandhi zu eigen gemacht haben. Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. Karin Klawan Fortsetzung von Seite 16 LESERBRIEFE