LIEBE Euer neues

HAMBURG WOMAN 17 people Das Hamburger Kammermusikquartett Salut Salon hat sich für sein neues Programm ein Thema ausgesucht, bei dem jeder mitreden kann. Die Eppendorferin und Mitbegründerin Angelika Bachmann erklärt, warum es die Liebe wurde. Es ist LIEBE! HAMBURG WOMAN: Euer neues Programm heißt Liebe. In der Musik nichts Ungewöhnliches, wie kam es dazu? Angelika Bachmann: Wir waren während unserer Tournee ja auch in der Stadt der Liebe und hatten dort alle, lustigerweise eigentlich unabhängig von Paris, die gleiche Idee. Normalerwei- se diskutieren wir immer noch Jahre über das neue Programm, den Inhalt, den Titel und über alles was dazugehört. Diesmal nicht, alle hatten sofort Lust, schließlich bewegt Liebe uns alle. Ganze Musiker- und Schriftstellergenerationen leben davon ... Klar, darum dreht sich alles, in allem, was man macht. Ob man Kinder liebt oder seinen Partner man kann nicht ohne. Es ist das weltumspannende Prinzip, nach dem wir alle leben. Das mer- ken wir auch auf unseren Welttourneen. Die Sprache der Liebe, natürlich auch in der Musik, wird überall verstanden. Habt ihr euch Stücke mit dem Thema Liebe rausgesucht und für eure Zwek- ke umarrangiert? Ganz unterschiedlich. Wir lieben ja Astor Piazzolla er ist immer dabei und star- ten mit seinem Libertango, in dem es ja um Freiheit geht. Wir haben aber auch eigene Songs geschrieben; ich habe zum Beispiel gerade einen Song geschrieben, der heißt Wie tief kann man lieben. Diesen Song haben wir auch in einer Version zusammen mit Samy Deluxe aufgenommen. Da stehen Rap und Chanson nebeneinander. Ich finde, es ist ein sehr phi- losophischer Song geworden, der beschreibt, was die Liebe eben auch ausmacht. Manchmal gibt es mehr Fragen als Antworten. Und was macht die Liebe aus deiner Sicht aus, beziehungsweise natürlich eine gute Liebe? Ich denke, Offenheit ist wichtig, sich wirklich einzulassen auf einen anderen Menschen. Liebe ist für mich vor allem etwas, das man gibt, nicht etwas, das man erwartet. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Samy Deluxe? Für uns gab es ja noch nie Genre-Grenzen. Und ich persönlich bin seit Jahren Fan von Samys Musik und seinen tiefsinnigen Texten. Die Arbeit mit ihm fand ich sehr inspirierend. Im Oktober spielt ihr in Istanbul. Es geht um Liebe und gleich im ersten Stück um Freiheit. Ob die Politiker es dort missverstehen werden? Das kann schon sein, wäre für mich aber nicht entscheidend. Denn unter welchem politischen System man auch lebt, welt- weit gibt es die gleichen Bedürfnisse und Wünsche. Da unter- scheiden sich die Menschen weniger als man denkt. Seid ihr denn mal politisch oder wärt ihr es gerne? Immer wenn man mit Musik Menschen zusammenbringt, dann ist das auch politisch. Vor allem, wenn es um unsere weltweiten Kinderprojekte geht. Während der letzten Tour habe ich erst mit Kindern in Israel und sofort danach mit Kindern in Palästina gearbeitet. Das alleine sagt schon viel aus. Genau wie unsere Musik, sie ist in den mei- sten Fällen ohne Worte und hat trotzdem eine Aussage. Ich hätte auch keine Lust, po- litische Diskussionsrunden auf der Bühne zu beginnen, und bin deswegen froh, dass unsere Konzerte einen künstlerischen Prozess darstellen. Jeder kann damit anfangen, was er möchte. Es ist wie bei einem guten Buch, dort gibt es ja auch keine Gebrauchsanweisung, wie man es zu lesen hat. Worum geht es denn dann in eurer Musik, reine Unterhal- tung oder um eine Botschaft? Es geht schon darum, das Innere zu veräußern, ein Gefühl von Lebensfreude, Trost, Leidenschaft zu vermitteln. So gibt es bei- spielsweise ein Stück von Sergei Prokofjew, das Der Streit heißt. In unserem Arrangement hört man richtig, wie die Argu- mente zwischen den einzelnen Instrumenten hin- und- herge- hen. Das ist lustig und tragisch zugleich. Die Liebe ist das Prinzip, das unser Handeln leitet und sie ist am Ende immer stärker als jeder destruktive Gedanke.