Frauen erzogen Sind

HAMBURG WOMAN 11 Die Hamburger Schauspielerin und Regisseurin Meike Harten inszeniert in Winterhude mit Herrinnen eine Komödie, in der es bei einer Preisverleihung um typische Missverständnisse, Klischees und Schlagworte bezüglich der Gleichberechtigung von Frau und Mann im Beruf geht. Wir sprachen mit ihr über Quoten, Ungerechtigkeiten und Sichtweisen . H AMBURG WOMAN: Was hat dich dazu be-wogen dieses Stück zu machen?Meike Harten: Weil ich darin endlich mal fünf Frauen in einem Stück besetzen kann wenn auch eine von ih- nen ein Mann ist. Und weil das Stück Herrinnen von Theresia Walser eine Herausforderung in der Umsetzung ist. Mit kausalen Zusammenhängen und Logik kommt man nur ein Stück weit. Es ist eher eine Laborsituation, eine Versuchsanordnung, auch wenn die Spielsituationen zwischen den Schauspielern real wir- ken. Die Figuren erscheinen wie Männer. Welche Rolle spielt Konstantin Graudus? Ein Symbol dafür, dass man nur mit männlichen Eigenschaften nach oben kommt? Das kann man so einfach nicht sagen, dass die Figuren wie Männer sind. Das ist viel- schichtiger. Es gibt im Stück eine plötz- liche Wendung. Es proben nämlich fünf Schauspielerinnen im Theater genau die- ses Stück: Fünf Frauen, die für den Staats- preis weibliche Lebensleistung nomi- niert sind und hinter den Kulissen auf die Preisverleihung warten. Also ein Stück im Stück. Das wirft noch einmal ein anderes Licht auf die Figuren und Mechanismen. Konstantin spielt einen Schauspieler, der ein Transgender spielt, und überhaupt nicht damit zurechtkommt, eine Frau zu spielen. Der männliche Protagonist des Theaters wehrt sich mit Händen und Füßen, diese Boulevard Thisbe spielen zu müssen, nur weil es heutzutage zur Theatermode gehört. Das ist alles sehr absurd und komisch. Die Kandidatinnen fallen hinter der Bühne übereinander her, machen sich mit Bosheiten nieder. Zickenkrieg steht in der Beschreibung. Männer netzwerken, Frauen sind stutenbissig zumindest hier. Stehen sich Frauen karrie- remäßig selbst im Weg? Das sind Schlagworte, die man hinterfragen sollte. Das Problem ist doch eher, dass wir gewohnt sind, dass Männer karrierebe- wusst handeln dürfen. Wenn etwa die beiden Top-Managerinnen im Stück ihre Leistungen mit Potenzgehabe zum Besten geben, wird das mit Zickenkrieg tituliert. Das Gleiche bei Männern würde nicht verhaltensauffällig rüberkommen. Soviel zur Dis- kriminierung in der Sprache. Daher könnte man sagen, Frauen stehen sich nicht selbst im Weg, weil sie nicht verhaltensauffällig sein wollen. Wer wird schon gerne als Zicke bezeichnet? Hört sich doch nach sozialer Geschlechtserziehung an. Apropos Geschlechtserziehung kann man als Frau das Wort Frauen- quote noch hören? Das Problem ist doch eher, dass heute gute Ansätze schnell zum Schlagwort abwertet werden. Vielleicht auch eine Methode, etwas gar nicht hochkommen zu lassen. Manchmal benötigt es eben Regelungen, um einen Anfang zu machen. Um ein Um- denken erst einmal anzustoßen. Dann müsstest du ja den gerade zele- brierten Weltfrauentag gut finden, oder? Ja. Wenn Frauen auf der ganzen Welt diesen Tag nutzen, um auf ihre Belange aufmerksam zu machen, ist das ein Menschen- recht. Den Weltfrauentag gibt es seit über 100 Jahren. Während des Nationalsozialismus wurde er bei uns verboten. Eine der Errungenschaften ist das Wahlrecht für Frauen. Trotz vieler Verbesserungen ist die Gleichstellung der Geschlechter weder in Deutschland noch im Rest der Welt Realität. people Fortsetzung auf Seite 12 zu gut Sind Die weibliche Besetzung an Theatern ist nicht gleichberechtigt, obwohl der Besucheranteil im Publikum von Frauen dominiert wird. Frauen erzogen?